Wilde Samtpfoten im Heidekreis - Serengeti Stiftung

Wilde Samtpfoten im Heidekreis

 

Wildkatze hält Ausschau

Europäische Wildkatzen können leicht mit getigerten Hauskatzen verwechselt werden

Bis vor 150 Jahren waren Wildkatzen in fast ganz Europa heimisch und auch in Deutschland flächendeckend verbreitet. Heute haben sie bei uns nur noch wenige ungestörte Rückzugsgebiete. Die Gründe für den starken Populationsrückgang sind vielfältig. Hauptverantwortlich für das Verschwinden der Wildkatzen in unseren Wäldern war die starke Bejagung im 19. Jahrhundert. Aus diesem Grund ist die Art seit etwa 70 Jahren im Jagdgesetz ganzjährig geschont und darf nicht mehr gejagt werden. Wildkatzen leben in ausgedehnten, strukturreichen Laub- und Mischwäldern. Während des Tages suchen die Tiere Ruheplätze wie Baumhöhlen oder Verstecke zwischen Wurzeln und Totholz auf. Für die Jagd bevorzugen die scheuen Katzen Lichtungen. Jedoch sind viele alte Waldbestände, die solche Bedingungen erfüllen, verschwunden und wurden durch strukturarme Nutzwälder ersetzt. Deshalb fehlt es vielerorts an geeigneten Lebensräumen in denen sich Wildkatzen wieder ansiedeln könnten. Durch den stetigen Ausbau des Straßennetzes und der Bahntrassen wird die Landschaft zerschnitten, große Waldverbunde werden getrennt und es ist den Wildkatzen nicht mehr möglich die noch erhaltenen naturnahen Waldbestände zu erreichen. Durch die Schaffung von „Grünen Korridoren“ wird den Wildkatzen eine Möglichkeit gegeben Barrieren wie Straßen und Bahntrassen zu überwinden und neue Lebensräume zu besiedeln. Zusätzlich wird der genetische Austausch zwischen, voneinander isolierten, Populationen sichergestellt. Auch andere Tierarten,

wie z.B. Luchs, Rothirsch und Baummarder profitieren von den „Grünen Korridoren“.

 

 

Lockstock im Heidekreis

ein mit Baldrian getränkter Lockstock

 

Die Serengeti-Park Stiftung untersucht seit einigen Jahren die Verbreitung der Wildkatzen im Heidekreis. Diese Untersuchungen werden in Kooperation mit der Naturschutzstiftung Heidekreis umgesetzt. Für das Monitoring der Wildkatzen wird auf Kamerafallen und die Lockstockmethode zurückgegriffen. Während der Paarungszeit in den Wintermonaten legen Wildkatzen große Strecken, weit über ihre Reviergrenzen hinaus, zurück um einen geeigneten Partner zu finden. Katzen finden den Geruch von Baldrian anziehend. Die angerauten Lockstöcke werden deshalb mit Baldrian getränkt, um Wildkatzen anzulocken. Reibt sich eine Katze am Lockstock bleiben Haare hängen. Durch genetische Untersuchungen kann festgestellt werden, ob die Haare von einer Wildkatze, Hauskatze oder einem anderen Wildtier stammen. Seit 2015 wurden jährlich Daten im Heidekreis erhoben und daraus sind zwei wissenschaftliche Arbeiten entstanden.

 

In Zusammenarbeit mit der Naturschutzstiftung Heidekreis und dem BUND konnten wiederholt großflächige Untersuchungen gemacht werden. Dabei gelang der Nachweis der Wildkatze an zwei unterschiedlichen Standorten. Zum einen wurde Wildkatze nordöstlich von Bispingen nachgewiesen. Aber auch im südlichen Heidekreis wurde die Wildkatze an zwei Lockstöcken in den Wäldern um Rethem, und Alden nachgewiesen. Weitere Untersuchungen der Serengeti-Park Stiftung sollen nun zeigen, ob die Katzen aus dem südlichen Heidekreis weiter nordwärts wandern. Autobahnen sind dabei ein großer Gefahrenpunkt, denn die Wildkatzen überqueren müssen.  Mit der Hilfe sogenannter Querungshilfen, wie zum Beispiel Grünbrücken, kann das Gefahrenrisiko für die Europäische Wildkatze und auch für andere Arten gesenkt werden.

 

 

 

 

 

Kooperationspartner:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Liste Wissenschaftlicher Arbeiten:

 

Habitatanalyse und Untersuchungen zum Vorkommen der Wildkatze (Felis silvestris silvestris) im Heidekreis

A. Keil, Georg-August-Universität Göttingen, 2015

PDF-Datei

 

Zur Situation und Populationsentwicklung der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris) im Landkreis Heidekreis

J. M. Rakotonirinalalao, Universität Hamburg, 2018

PDF Datei